Was ist Ju-Jutsu?

Aus dem japanischen übersetzt bedeutet Ju-Jutsu die „flexible (Kampf-)Kunst“. Der Ausübende soll in die Lage versetzt werden, durch Flexibilität, Vielseitigkeit und Anpassungsfähigkeit zu siegen und auf die unterschiedlichsten Situationen angemessen und richtig zu reagieren. Dies wird erreicht, indem der Ju-Jutsuka vielseitig ausgebildet wird und entsprechend seiner individuellen Möglichkeiten ein Handlungsrepertoire erlernt. Dies gilt insbesondere für Gewalt- und Konfliktsituationen, kann aber auch auf viele Lebensbereiche übertragen werden.

Darin drückt sich aus, dass wir für jeden Angriff die passende Abwehr haben, von Körpersprache und „sanftem Zwang“ bis zur effektiven Verteidigung mit der gebotenen Härte in einer eskalierenden Gewaltsituation. Dies eröffnet dem Anwender stets die Möglichkeit, sich im Rahmen der gesetzlich geforderten Verhältnismäßigkeit zu bewegen. Die Härte der Verteidigung muss dem Angriff angemessen sein, so dass kein Missverhältnis auftritt.

In der jüngeren Zeit hat die höhere Gewaltbereitschaft und Rücksichtslosigkeit der Täter dazu geführt, dass die Angriffe raffinierter, vielfältiger, brutaler und wesentlich gefährlicher geworden sind. Dem gilt es ein Selbstverteidigungssystem entgegenzusetzen, das leicht erlernbar ist, von Personen jeden Alters und Geschlechts angewendet werden kann und optimale Wirkung erzielt.

Ju-Jutsu steht für moderne Selbstverteidigung und Zweikampfsport, der in sich Elemente unterschiedlicher Zweikampfsport- und Selbstverteidigungssysteme vereint bzw. weiterentwickelt hat. Ju-Jutsu ist ein sich ständig anpassendes System, das sich den aktuellen Gegebenheiten der Gewaltprävention, der Selbstverteidigung und des Zweikampfes öffnet und diese annimmt.

Neben den Grundelementen Bewegungsformen, Falltechniken, Abwehrtechniken, Schläge, Tritte und Stöße sind ebenso Wurf- und Hebeltechniken der unterschiedlichsten Formen im Ju-Jutsu vertreten. Hinzu kommen die für das Ju-Jutsu speziell entwickelten Festhalte-, Aufhebe-, Transport- und Nothilfetechniken. Auch die Grundlagen der Konfliktbewältigung und Selbstbehauptung ohne den Einsatz körperlicher Gewalt werden im Ju-Jutsu vermittelt.

(Quelle: Ju-Jutsu 1×1, Ausgabe 2012, Deutscher Ju-Jutsu Verband e.V., Seite 5 bis 6)

Etikette

Höflichkeit, Demut und Respekt sind die Grundlage der Etikette und werden durch den Gruß (Rei) symbolisiert. Die Etikette ist im JJ nicht nur eine äußere Form, sondern eine innere Haltung und damit schließlich der Weg zur inneren Ruhe und Ausgeglichenheit.

Die Werte des Budo und damit des JJ liegen neben dem Erlernen einer Vielzahl von Techniken auch in der strengen Etikette dieser Sportart begründet. Nur wenn Technik und Grundsätze der Etikette von der Gemeinschaft eines Dojos mit Leben erfüllt werden, können die Schüler des JJ den eigentlichen und wahren Wert des Budo erkennen. Es ist die Aufgabe und Pflicht, im Besonderen der hohen Danträger, dafür zu sorgen, dass auch in einem der heutigen Zeit angepassten, modernen Ju-Jutsu der wertvolle Geist des traditionellen Budo erhalten bleibt. Die Etikette hat nicht nur traditionelle Aspekte. Selbstbeherrschung, Respekt, Höflichkeit, Annerkennung, (Selbst-) Disziplin und Fairness sind universelle Werte, die jeder Sportler pflegen sollte und die gerade im Kampfsport zur Sicherheit in Training und Wettkampf beitragen.

Kleiderordnung

  • Der JJ-ka trägt einen sauberen Anzug (Gi).
  • Bei Prüfungen wird stets ein weißer Gi getragen.
  • Mädchen und Frauen tragen ein T-Shirt oder Sporttop unter dem Gi.
  • Der Gürtel ist korrekt gebunden und die Farbe entspricht dem Stand der abgelegten Prüfung.

Körperhygiene

  • Der JJ-ka ist stets gepflegt; er hat geschnittene Zehen- und Fingernägel.
  • Schmuck, Uhren etc. dürfen nicht getragen werden, nicht abnehmbarer Schmuck ist mit Tape abzudecken (Verletzungsrisiko!).
  • Der JJ-ka trägt außerhalb der Matte oder des Dojo aus Hygienegründen immer Schuhe (Tabis,Sandalen oder Badeschuhe). Werden aus bestimmten Gründen Mattenschuhe getragen, müssen die gleichen hygienischen Grundsätze beachtet werden.

Betreten des Dojo oder der Matte

  • die Schuhe werden mit der Ferse zur Matte abgestellt, die Matten nie mit Schuhen betreten.
  • Vor dem Betreten der Matte oder des Dojo verneigt man sich wobei der Blick zum Boden abgesenkt wird: hierdurch drückt man dem Ort des Lernens Respekt aus und ordnet sich den Regeln und der Etikette des Dojo unter. Alle Gedanken und Probleme des Alltags bleiben zurück.

Verhalten auf der Matte

  • Der JJ-ka trainiert immer ruhig, konzentriert, respektvoll und achtsam.
  • Eine ordentliche Haltung im Stand, Fersensitz oder Schneidersitz auf der Matte ist selbstverständlich.
  • Die Sicherheit und Unversehrtheit des Partners hat stets Vorrang.
  • Die Trainingspartner und Wettkampfgegner werden mit Respekt behandelt. Es wird stets fair trainiert oder gekämpft ohne unsportliche Techniken oder Hintergedanken.
  • Der JJ-ka wahrt immer seine Selbstbeherrschung. Er tritt bescheiden auf und ist durch sein Verhalten für andere ein Vorbild.
  • Während dem Training sind Gespräche zu unterlassen. Um sich zu verständigen genügen leise und kurze Erklärungen.
  • Muss der JJ-ka die Matte oder das Dojo verlassen, so hat er sich stets beim jeweiligen Lehrer abzumelden.
  • Vor und nach Trainings- oder Lehrgangspausen nehmen Lehrer und Schüler Aufstellung zueinander ein und grüßen im Stand mit Rei.

Der JJ-ka beweist Loyalität gegenüber Meister, Dojo, Trainingskollegen, Verein und Verband.

Budo ist mehr als Sport!

Es ist ein Weg der Selbstvervollkommnung. Das schließt neben der körperlichen auch die geistige und charakterliche Vervollkommnung ein. Budo-Sportler zeichnen sich aus durch Selbstdisziplin und Willensstärke, verbunden mit Höflichkeit und Bescheidenheit.

(Quelle: Ju-Jutsu 1×1, Ausgabe 2012, Deutscher Ju-Jutsu Verband e.V., Seite 8 bis 9)

Gürtelprüfungen

Als Leistungsnachweis vergibt der  deutsche Ju-Jutsu-Verband  aufgrund von Prüfungen Schüler (Kyu) oder Meister (Dan) Grade.

In besonderen Fällen können diese Grade auch aufgrund von Meisterschaftserfolgen oder Verdiensten verliehen werden. Ausgenommen hiervon ist der 1. Dan.

Dieser Meistergrad kann nur durch Prüfung erworben werden.

Ab dem 6. Dan können die Grade nur ehrenhalber aufgrund von Verdiensten oder Ehrungen verliehen werden. 

 

Schülergrade (Kyu)
Die Schülergrade sind farblich unterschiedlich und werden mit wachsender Erfahrung dunkler.

Kinder bis 14 Jahren können bei den Gürtelprüfungen Kyu 5-3 auch Zwischenprüfungen ablegen.

Diese sind durch farbige Aufnäher oder Streifen auf den Gürteln erkennbar.  

6. Kyu
weißer Gürtel

5. Kyu
gelber Gürtel

4. Kyu
orangener Gürtel

3. Kyu
grüner Gürtel

2. Kyu
blauer Gürtel

1. Kyu
brauner Gürtel

Meistergrade (Dan)

Der 1. – 5. Dan sind Schwarzgurte. Bei diesen Dan-Graden können an einem Gürtelende rote Streifen (pro Dan ein Streifen), zur Unterscheidung der Dan-Grade getragen werden.  Der Gürtel des 6. – 8. Dan ist wahlweise auch  schwarz, oder rot-schwarz oder rot-weiß. Der 9. und 10. Dan wird durch einen roten Gürtel gekennzeichnet.

ab 1. Dan
schwarzer Gürtel